Dr.in Andrea Kottmel steht bei einem medizinischem Gerät

Die Vulva, das unbenannte Land

Für den äußeren Teil des weiblichen Genitales gibt es in unserer Alltagssprache wenig (oder gar keine?) passende Worte. Oft wird deshalb der Begriff "Vulva" mit neuem Leben beseelt: weg von einem rein sachlichen medizinischen Begriff hin zu einem liebevollen und kraftvollen Namen für diesen wichtigen Teil der weiblichen Identität.

Das Gebiet vom Scheideneingang bis zur bauchnahen Grenze der Schambehaarung (Mons pubis) wird seitlich von den kleinen und großen Schamlippen (Labia minora und Labia majora) begrenzt. Oft verwenden Frauen auch für diesen Teil ihres Körpers den Begriff "Scheide" (Vagina). Die Scheide ist aber eigentlich nur der nicht sichtbare innere Teil, der den äußeren Anteil der Geschlechtsorgane mit der Gebärmutter (Uterus) im Körperinneren verbindet. Der Anteil der Vulva, der direkt an den Scheideneingang angrenzt und bis zur Innenseite der kleinen Schamlippen reicht, heißt "Scheidenvorhof" oder "Vestibulum". Er ist von einer zarten glänzenden Haut überzogen.

Viele deutsche Wörter beinhalten auch das Wort "Scham": Schamhaare, Schamhügel, Schamlippen. Wenn man damit etwas Positives verbinden möchte, hilft es vielleicht, die "Scham" als "Wächterin der Grenzen" zu betrachten.
Andere Worte haben einen vulgären Beiklang, den viele bei der Benennung eines so bedeutsamen und intimen Körperteils vermeiden möchten.

Ich verwende in meiner Sprechstunde meistens den Begriff "Vulva". Dieser Name ist nicht nur medizinisch korrekt, sondern in den letzten Jahren auch mit neuer positiver Kraft belebt worden. Auch wenn viele Frauen sich weiterhin erstaunlich wenig mit ihrer eigenen Vulva beschäftigen: sie ist der sichtbare Teil ihrer genitalen Weiblichkeit.
Für welchen Namen Sie sich auch entscheiden möchten: ich lade Sie ein, diesen Teil des weiblichen Körpers aus dem Dasein als diffuses "Da unten" zu befreien!